Vor allem der sprichwörtliche „kleine Mann“ sprach sich in Großbritannien für den Ausstieg aus der EU aus – allerdings dürfte er es auch sein, der besonders unter den Folgen leiden dürfte. Die Regierung in London will nun vier Maßnahmen beschließen, die potentielle Negativfolgen mildern sollen.
Insbesondere britischen Geringverdienern sollen vier Maßnahmen helfen, die die Regierung in London derzeit plant. Ziel soll es sein, die negativen Folgen, die der Brexit insbesondere für diese Menschen haben könnte, abzuschwächen bzw. zu mildern.
So kündigte Finanzminister Philip Hammond an, den Mindestlohn um 30 Pence je Stunde auf dann 7,50 Pfund erhöhen zu wollen. Dies entspricht 8,75 Euro. Auch solle durch eine veränderte Besteuerung des Einkommens eine Entlastung für Geringverdiener erzielt werden. Ebenso angedacht sei dazu, beim Kauf einer Immobilie künftig auf einige Abgaben zu verzichten. Letztlich solle auch ein Bauprogramm in Höhe von 1,6 Milliarden Pfund dazu beitragen, dem Bedarf an preiswertem Wohnraum Rechnung zu tragen. So plant der Schatzkanzler hier den Bau von etwa 40.000 Wohnungen.
Entlasten wolle man, so die britische Regierung, vor allem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die kleine bis mittlere Einkommen beziehen. Dabei handelt es sich um jene Bevölkerungsschicht, die sich mehrheitlich beim Referendum über den Ausstieg aus der EU für den Brexit ausgesprochen hatten. Ausgerechnet sie sind es nun, denen dieser Schritt wahrscheinlich überproportional zum Nachteil gereichen dürfte.
Bereits am letzten Wochenende hatte man aus London gehört, dass man derzeit über höhere Investitionen in die Infrastruktur des Landes nachdenke. Damit zeichnet sich bei Hammond eine Abkehr von der politischen Linie seines Vorgängers George Osborn ab, der dem Land einen strikten Sparkurs verordnet hatte. Zwar betonte Hammond in diesem Zusammenhang auch, dass man den Lebensstandard vor allem durch eine eiserne Haushaltsdisziplin und durch eine Steigerung der Produktivität erreichen könne, aber vom Ziel eines ausgeglichenen Haushalts, der im Jahre 2020 sogar einen Überschuss ausweisen werde, rückte er nun deutlich ab.
Ökonomen rechnen damit, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU allein im Zeitraum der nächsten fünf Jahre die Mehraufnahme von Krediten durch die Regierung in Höhe von 100 Milliarden Pfund erfordern werde.