Erst vor wenigen Tagen war Snap, der Betreiber des Internet-Chat-Dienstes Snapchat, an der Börse erfolgreich gestartet. Nun bricht der Kurs der Aktie um zwölf Prozent ein. Als Ursache sehen Experten ernste Zweifel, ob der Erfolg des Unternehmens langfristig gesichert sein kann.
Donnerstag vergangener Woche erst gab der 26 Jahre alte Evan Spiegel, der als Erfinder des an Innovationen reichen Chatdienstes Snapchat den Startschuss für den Handel mit Aktien des Internetdienstleisters Snap. Durch das Drücken des goldenen Knopfes, mit dem die Börsenklingel ausgelöst wird, brachte er gleichsam den Handel mit den Aktien seines Unternehmens in Rollen. Das Debüt am Börsenparket war dann auch durchaus beeindruckend, denn die Anleger honorierten das Wertpapier durch rege Nachfrage. So ging der Kurs gleich zum Handelsbeginn um stolze 44 Prozent nach oben. Doch es dauerte gerade einmal drei Werktage, bis die Ernüchterung einkehrte und die Snap-Aktie kurstechnisch wieder nach unten geschickt wurde. Am Montag sackte der Kurs immer mehr ab und rangierte letztlich zwölf Prozent niedriger. Der Schlusskurs der Aktie betrug zum Handelsende lediglich 23,77 US-Dollar – und lag damit sogar noch unter dem Ausgabekurs. Ursächlich für diesen plötzlichen Kursverfall sei nach Ansicht zahlreicher Experten die Häufung von Expertengutachten, die dem Unternehmen zunehmend negative Bewertungen zukommen lassen. In der „Financial Times“ finden sich bislang die Stimmen von sieben Analysten, die vom Kauf der Aktie von Snap abraten. Die Aktie sei völlig überbewertet und fünf Analysten raten Inhabern des Anteilsscheines gar, diesen alsbald wieder abzustoßen.
Begründet wird diese negative Prognose damit, dass Anleger nur Aktien erwerben können, mit denen sie keinerlei Stimmrecht ausüben können. Sie erwerben damit zwar anteilig einen Teil des Unternehmens, aber bei den operativen Entscheidungen werde ihre Meinung nicht berücksichtigt. Ungewöhnlich ist dies zwar nicht, denn Kleinanleger haben ohnedies oftmals wenig Interesse an der Ausübung eines Stimmrechtes, aber vor allem Fondgesellschaften, die mit großem Kapitaleinsatz bei einem solchen Unternehmen einsteigen, haben hieran durchaus Interesse. Nun fordert gar der Verbund von Pensionsfonds, Council for Institutional Investors, die Aktie von Snap gänzlich aus dem Börsenindex zu nehmen.
Ein weiterer Grund für die Negativprognose von Snapchat sehen Analysten zudem in der starken Konkurrenz zu den Plattformen WhatsApp und Instagram, die beide zum Wettbewerber Facebook gehören. Das Unternehmen habe inzwischen diverse Funktionen, die einstmals exklusiv bei Snapchat möglich waren, kopiert. Dies habe dazu geführt, dass der Neugewinn an Usern für Snapchat derzeit sehr träge verlaufe, was die Erfolgschancen deutlich erschwere.