Das Ansinnen britischer Banken, nach dem Austritt ihres Landes aus der EU weiterhin vollen Zugang zur Staatengemeinschaft zu haben, scheint von diesen offenbar aufgegeben worden zu sein. Ziel der Versicherer und Banken sei nun, eine Handelsvereinbarung anzustreben.
Britische Banken werden nach dem EU-Austritt Großbritanniens nicht mehr ohne Weiteres ihre Leistungen in der EU anbieten können. Derzeit gilt das als „Passporting“ bezeichnete Verfahren, das ihnen genau das ermöglicht. Dieses wird allerdings nach dem Austritt aus der Europäischen Union wegfallen. Die Finanzbranche befürchtet daher seit Bekanntgabe des Ergebnisreferendums den Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen im Vereinigten Königreich. Dem wollte man bislang entgegenwirken, indem man auch nach dem Brexit die Möglichkeit des vollständigen Zugangs zu EU behält. Dieser Plan ist nun offenbar aufgegeben worden. An seine Stelle tritt nun die Idee, eine Handelsvereinbarung anzugehen. Diese könne Produkte aus dem Finanzbereich einschließen. Dies geht aus einem Dokument hervor, dass die Interessenvereinigung CityUK am Donnerstag veröffentlichte. Diese Organisation stellt einen Zusammenschluss von Banken, Versicherungen wie auch Vermögensverwaltern dar. Sie kommt nun zu dem Schluss, dass dem Erhalt der Rechte, die aus dem Passporting resultieren, keine reelle Chance mehr eingeräumt wird.
Stattdessen fordert die Branchenvereinigung nun, dass für einige Bereiche des Finanzmarktes ein beschränkter EU-Marktzugang geschaffen werden solle. Hierbei sollten die EU und Großbritannien die jeweils geltenden Regeln gegenseitig akzeptieren. Somit sei sichergestellt, dass beispielsweise der Handel von Anleihen und Aktien grenzüberschreitend ermöglichen. Auch der Verkauf anderer Produkte solle damit abgedeckt werden.
Der Zusammenschluss von Deutscher Börse und dem Handelsplatz in London (LSE) kommt derweil ebenfalls möglicherweise ins Stocken. So besteht hier die Möglichkeit, dass die Fusion zuvor von der Europäischen Zentralbank (EZB) geprüft werden muss. Darauf weist in einem Schreiben nun EZB-Chef Mario Draghi hin, dass er an ein Mitglied des EU-Parlaments adressierte. Draghi bezieht sich darauf, dass Töchterunternehmen der beiden Unternehmen jeweils Bankenlizenzen hätten. Eine Fusion käme damit dem Wechsel des Eigners aus der Eurozone gleich. Derartiges hätte die EZB zu prüfen.