Die Wiedervereinigung ist nun schon 25 Jahre her, aber noch immer gibt es Unterschiede bei Löhnen und Gehältern in den Tarifverträgen in Ost und West. Untersuchungen zeigen aber, dass diese Lücke zunehmen kleiner wird – aber auch, dass in Branchen ohne Tarif weiterhin gewaltige Unterschiede bei den Einkommen Ost und West bestehen.
Im laufenden Jahr sind die tariflich geregelten Löhne in Deutschland stark gestiegen. Das Plus in den Geldbörsen beträgt im Schnitt 3,1 Prozent, die die jüngste Lohnrunde mit sich brachte. Auch das Mehr seit Jahresbeginn, immerhin 2,7 Prozent, kann sich sehen lassen. Seit Ende 2014 sind es 3,0 Prozent. Diesen Meldungen, die gerne von Gewerkschaften kommuniziert werden, die damit ihre Verhandlungserfolge dokumentieren, oder aber direkt vom Statistischen Bundesamt stammen, folgen dann aber auch oftmals Einschränkungen oder Gegenargumente: So wird immer wieder kritisiert, dass es nach wie vor ein Gefälle zwischen Ost und West geben würde und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Westen der Republik nach wie vor deutlich mehr verdienen würden, als ihre Kolleginnen und Kollegen in Ostdeutschland.
Von der Hand zu weisen ist dies freilich nicht, denn mitunter liegen zwischen einem Einkommen West und einem Einkommen Ost bis zu 20 Prozent Unterschied – zu Lasten der Arbeitnehmer im Osten Deutschlands, die sie für eine gleichwertige Arbeit weniger erhalten. Eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zeigt nun, dass sich in einigen Branchen die Löhne Ost und West deutlich angeglichen haben. So lägen bisweilen gerade einmal nur noch drei Prozent Unterschied zwischen den Einkommen in den alten und den neuen Bundesländern. Dies gelte freilich aber nicht für alle Branchen. Am weitesten fortgeschritten ist die Gehaltsangleichung bei Banken und Versicherungen, im öffentlichen Dienst sowie Einzelhandel, aber auch in der Eisen- und Stahlindustrie. Hier hat sich das Tarifniveau bereits vollständig angeglichen und beträgt nun 100 Prozent. Das heißt, dass Arbeiter und Angestellte dieser Branchen in Ost wie West bei vergleichbarer Tätigkeit auch gleich viel verdienen.
Mit einem Unterschied von 92 Prozent folgt dann das Baugewerbe. Hier liegen die Gehälter Ost bei 92 Prozents des Westgehaltes, während es im Kfz-Gewerbe bei 88 Prozent liegt. Betrachtet man das Hotel- und Gaststättengewerbe, dann verdient ein Arbeitnehmer Ost gerade einmal noch 80 Prozent von dem, was der Westkollege verdient und im Bereich der Landwirtschaft sind es 74 Prozent, die ein Ost-Arbeiter im Vergleich mit seinem Westkollegen erhält.