Tricksereien beim Geschäft mit dem Müll sollen Herstellern, Müllfirmen und Entsorgern dazu dienen, die Kosten für die gelben Tonnen abzuwälzen. Damit schadet sich die Branche jedoch nur selbst und spielt vor allem dem Dualen System Deutschland (DSD) in die Hände.
Wenn immer eine der neuen Entsorgungsfirmen in Deutschland von den Haushalten Verpackungsmüll einsammeln, dann fließt von den Herstellern und den Handelsketten Geld an sie vom Dualen System. 1991 gegründet nach einem Beschluss der schwarz-gelben Bundesregierung, um der die Flut an Verpackungsmüll Herr zu werden, wurde das Duale System Deutschland nicht nur zu einem Inbegriff für den Gedanken der Wiederverwertung, sondern eben auch zum Pionier beim Einsammeln von Verpackungsmüll. Händler und Hersteller lassen sich seither den Grünen Punkt als Zeichen für die Wiederverwertbarkeit vom DSD lizenzieren und drucken diesen dann auf ihre Produkte. Mit den Lizenzgebühren werden dann das Einsammeln des Verpackungsmülls, aber beispielsweise auch die Herstellung und Bereitstellung der Wertstofftonnen bezahlt.
Was einmal als weltweites Vorbild gedacht war, ist inzwischen zum Austragungsort von einem Streit geworden, der inzwischen schmutzig geworden ist und letztlich der ganzen Branche schadet. Längst werfen sich die neun Dienstleister gegenseitig vor, Zahlen zu manipulieren, rechtliche Schlupflöcher auszunutzen oder über Konkurrenten Gerüchte zu verbreiten, die beispielsweise den Wettbewerbern Erpressung unterstellen. Einhalt sollte dem die vor wenigen Wochen durch den Gesetzgeber verabschiedete Novelle der Verpackungsverordnung gebieten, doch deren Effekt lässt auf sich warten. Einige der neun Verpackungsmülldienstleister befürchten hierdurch sinkende Margen und einseitige Bevorzugung einzig des Marktführers DSD. Kostendeckend könne, so die Kritik, nur noch der arbeiten, der große Mengen an Verpackungsmüll herbeischaffe – und das sei letztlich eben nur das Duale System Deutschland.
Äußern wollte man sich zu diesen Anschuldigungen auf Seiten des Dualen Systems bislang nicht. Die aktuelle Lage lasse, so die Konzernzentrale, keine Prognosen zu.
Ursächlich für die Streitereien sind seit längerer Zeit anhaltende Vorwürfe, Hersteller oder Verbrauchermärkte würden Entsorgungswege dazu nutzen, Lizenzgebühren für die Entsorgung des Mülls über die gelbe Tonne einzusparen. Einzellösungen, die es beispielsweise Verbrauchermärkten erlaubt, anfallender Verpackungsmüll noch im Laden selbst zurückzunehmen, seien ab kommendem Jahr nicht mehr möglich. Die Folge: Immer mehr Müll würde nun über über die gelbe Tonne entsorgt werden, ohne dass hierzu ein Plus an Lizenzgebühren für den Grünen Punkt zu erwarten sei – Geld, das den Entsorgungsbetrieben und dem Dualen System dann fehlen würde. Profitieren würde aber davon wohl das Duale System selbst, denn je weniger lizenzierte Mengen ein Systembetreiber der gemeinsamen Clearingstelle, desto geringer sei der Beitrag zur Finanzierung der Entsorger des gesamten Verpackungsmülls. Dies gefährde langfristig vor allem die Wettbewerber des DSD.